Clara Kugler, geb. Hitzig

Clara Kugler, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 10.08.1812 in Berlin, gest. am 04.12.1873 in München), Salonière

Clara Kugler wurde am 10. August 1812 in Berlin geboren und wuchs als Tochter des Schriftstellers Julius Eduard Hitzig (1780-1849) und seiner Ehefrau Johanna, geborene Bartenstein, (1792-1814) in einem literarisch interessierten Hause auf, »ein Poetenkind« nannte sie Paul Heyse.

E. T. A. Hoffmann, Freund des Vaters, schrieb ihr und ihren Geschwistern das Märchen „Vom Nussknacker und Mausekönig". 1833 heiratete Clara Hitzig den Kunsthistoriker Franz Kugler (1808-1858). Das Ehepaar bekam drei Kinder. Von ungefähr 1845 bis 1858 führte Clara Kugler im Hause Friedrichstraße 242 einen der dreizehn großen Berliner Salons der 1850er Jahre. Er bestand aus einem kleinen Mansardenzimmer – war also ganz und gar kein aristokratischer, französischer Salon. Einige Gäste haben sich später an die glückliche Zeit am »ewigen Herd« der »Frau Klara« erinnert.

Theodor Fontane beschrieb die Mansarde in seinen Jugenderinnerungen: »Da wo die weit vorspringenden Mansardenfenster ohnehin schon kleine lauschige Winkel schufen, waren Efeuwände aufgestellt, die sich rechtwinklig bis mitten in die Stube schiebend, das große Zimmer in drei, vier Teile gliederte, was einen ungemein anheimelnden Eindruck machte. Man konnte sich, während man im Zusammenhang mit dem Ganzen blieb, immer zurückziehen und jedem was ins Ohr flüstern. An gesellschaftlichen Hochverrat dachte dabei keiner.« …Und Schwiegersohn Paul Heyse, der »die Pforten des Paradieses eröffnet zu sehen glaubte«, schrieb: »Man durfte noch ungeladen an eine gastliche Thür anklopfen, ohne die Hausfrau in Verlegenheit zu sehen. Wenn der unvorhergesehenen Gäste einmal so viele wurden, dass das Wohnzimmer wie ein gefüllter Bienenstock schwärmte – für die Bewirthung mit Thee, Butterbrod und kalter Küche reichte der häusliche Herd immer noch aus, da niemand kam um eines Soupers willen, sondern um unter liebenswürdigen Menschen ein paar Stunden lang plaudernd und scherzend sich’s wohl sein zu lassen.«…

Während der ersten Jahre lebte der Vater und Schwiegervater Julius Eduard Hitzig noch im Erdgeschoss des Hauses, das er 1820 erworben hatte. Er verließ seinen Lehnstuhl nicht mehr, bat aber ab und zu einen der Gäste seiner Tochter zu sich und erinnerte an seine alten Freunde, vor allem an seinen Nachbarn Adelbert von Chamisso. Zu den Gästen des Salons gehörten neben vielen anderen der Dichter Theodor Storm, der Historiker Felix Dahn, der Dichter Joseph von Eichendorff, der Dichter Emanuel Geibel (der Clara Kugler bewunderte), seltener der Maler Adolph Menzel und wahrscheinlich auch Fanny Lewald, die einen eigenen Salon führte. Mit Ausnahme von einigen weiblichen Verwandten waren es bei weitem mehr Männer als Frauen, die sich um die bewunderte Gastgeberin scharten.
Clara Kugler war eine schöne und tüchtige Frau: »wundervoll gemischt«, wie der junge Schriftsteller und spätere Theaterdirektor Adolf Wilbrandt schrieb: »Ihr Haus war es wohl zu nennen, ihre grundgütige Anmut und Holdseligkeit war die Sonne drin; der Gatte, in Arbeit aller Art vergraben…Eine bessere Gefährtin hätte er wohl auch in aller Welt nicht gefunden…«

Nach dem frühen Tod von Franz Kugler zog Clara Kugler mit ihrem jüngsten Sohn Hans nach München, wo ihre Tochter Margarete mit Ehemann Paul Heyse lebte. Das Ende ihres Lebens war eine Tragödie: Am 4. Dezember 1873, nach einem scheinbar erfolgreichen Selbstmordversuch ihres kranken Sohnes, vergiftet sich Clara Kugler. Der Sohn, ins Leben zurückgekehrt, tötete sich eine Woche später.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014