Clara Lobedan

Clara Lobedan, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 07.08.1840 in Naumburg, gest. am 28.07.1917 in Berlin), Künstlerin

DIE SCHWESTERN LOBEDAN

An die alte Straße »Am Hafenplatz« zwischen der Schöneberger Straße und der Köthener Straße erinnert nichts mehr. Der Schöneberger Hafen ist schon lange zugeschüttet, das von vielen Beamten bewohnte »Geheimratsviertel« zerstört. Dass der Pädagoge Diesterweg hier gewohnt hat, ist mehr oder weniger unbekannt.

Ganz und gar vergessen sind die vier Schwestern Lobedan, die während des Kaiserreichs im Haus Am Hafenplatz 5 lebten: Amelie Lobedan (1842-1919), Clara Lobedan (1840-1917), Emma Lobedan (1845-1916) und Helene Lobedan (1839-1915) – vier Künstlerinnen und Kunstfreundinnen. Mitte der 1840er Jahre waren die vier Schwestern mit ihrer verwitweten Mutter aus ihrem Geburtsort Naumburg an der Saale nach Berlin gekommen. Um 1870 zogen sie in das Haus am Hafenplatz. In den Berliner Adressbüchern werden sie als Malerinnen und auch als Rentièren (also vom Vermögen lebend) geführt. Die Schwestern blieben ledig. Alle vier engagierten sich im 1867 gegründeten Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen (später Verein der Berliner Künstlerinnen, VdBK).

Der Verein besaß eine eigene Zeichen- und Malschule, die zuerst am Askanischen Platz 7 war und nach mehreren Umzügen (Hallesche Straße 18, Anhalter Straße 14, Königgrätzer Straße 120) schließlich im Jahre 1911 ein eigenes Haus am Schöneberger Ufer 38 erwarb.
Helene Lobedan schrieb 1886 über die »Entstehung und Wirksamkeit« des Vereins. Auch Käthe Kollwitz besuchte diese Schule.

Aber nun zu Clara Lobedan. Sie wurde am 7. August 1840 geboren, war Malerin und Keramikerin. Ausgebildet wurde sie bei Carl Gussow, Lehrer an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Von 1867 bis 1916 war Clara Lobedan Mitglied des VdBK, von 1909 bis 1913 Schriftführerin. Sie malte vor allem Blumen und Stillleben: Im Berliner Adressbuch ist sie als »Blumenmalerin« verzeichnet. 1882 kaufte der deutsche Kaiser eins ihrer Stillleben. Die Töpferei betrieb sie gemeinsam mit Hildegard Lehnert, die bei ihr gelernt hatte und 1909 Direktorin der Zeichen- und Malschule des Vereins wurde. Die beiden Frauen besaßen eine Werkstatt in Goslar und ein Atelier in Berlin. 1902 wurden sie in der Zeitschrift »Reclams Universum« als »Künstlerinnenpaar« vorgestellt…

Clara Lobedan starb am 28. Juli 1917. Ihre Blumenbilder werden noch heute auf Auktionen gehandelt. Die vier Gräber der Schwestern befanden sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof am Halleschen Tor. Sie existieren nicht mehr.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014