Irmgard Wirth

 

Irmgard Wirth (* 14. November 1915 in Berlin, † 11. Juli 2012 in Berlin) war Kunsthistorikerin und viele Jahre Direktorin des Berlin-Museums im Westteil der Stadt.

Irmgard wird 1915 als Tochter des Kaufmanns Max Wirth und dessen Frau Hermandine in Berlin geboren. Ihren Vater verliert sie kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Die Mutter, Fotografin und allgemein eine moderne Frau, heiratet in zweiter Ehe einen 15 Jahre jüngeren Kaufmann. Da sein Wunsch nach mehr Nachwuchs nicht erfüllt wird, lässt er sich scheiden. Für die Mutter und Tochter Irmgard keine leichte Zeit.

Irmgard gehört in der Schule zu den Klassenbesten und interessiert sich schon früh für die Kunst. Während des Krieges kann sie als wissenschaftliche Hilfskraft im Berliner Zeughaus Unter den Linden arbeiten, und unmittelbar nach Kriegsende schreibt sie sich als eine der ersten an der Humboldt-Universität ein. Sie studiert Kunstgeschichte, Romanistik und Archäologie und bekommt später ein Stipendium an der Sorbonne. Nach dem Studium in Berlin und Paris promoviert sie 1951 in Kiel über Französische Malerei des 19. Jahrhunderts.

Sie kehrt nach Berlin zurück und beschäftigt sich ab 1952 beim Amt für Denkmalpflege mit der Inventarisierung der Bau- und Kunstdenkmäler. Sie veröffentlicht Publikationen, speziell über Bauwerke und Kunstdenkmäler der Bezirke Tiergarten und Charlottenburg. Bis zum Bau der Berliner Mauer gibt es für die Berliner Geschichte das Märkische Museum im Ostteil der Stadt, das danach für die West-Berliner nicht mehr zu erreichen ist. 1963 tritt Irmgard Wirth in den Verein für die Geschichte Berlins ein und engagiert sich für ein neues Berlin-Museum im Westteil der Stadt.

Mit der Eröffnung des neuen Museums wird Irmgard Wirth die erste Direktorin des Hauses und wirkt dort bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1980 als Leiterin. Das neue Haus erfreut sich bei den West-Berlinern und den Besuchern der Stadt eines regen Zuspruchs, was an den jährlich steigenden Besucherzahlen abzulesen ist. Irmgard Wirth leistet in ihrer Amtszeit mit wenigen Mitarbeitern eine erstaunlich effektive Arbeit, sie verkörpert das Museum nahezu selbst. Sie konzipiert sämtliche Ausstellungen selbst, schreibt die entsprechenden Fachtexte dazu und kümmert sich auch um fotografisches Material. Lediglich die notwendigen Recherchen und die Beschaffung von Leihgaben überlässt sie ihren Angestellten. Ihre Arbeit wird 1970 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt, später erhält sie das Verdienstkreuz 1. Klasse. Auch im Rentenalter kann sie von ihrem Lebensthema nicht lassen, sie schreibt Bücher über die Berliner Malerei und setzt sich nach dem Fall der Mauer für die Zusammenführung von Märkischem Museum und Berlin-Museum ein. Sie begleitet die Fusion beider Häuser und die damit verbundene Gründung der Stiftung Stadtmuseum mit großer Anteilnahme.

Irmgard Wirth kann auf ein erfülltes Arbeitsleben zurückblicken, bleibt unverheiratet und kinderlos; sie verstirbt 97-jährig ohne vorherige Leiden in aller Stille im Juli 2012.