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Franziska Vu

 

Buch zur Ausstellung
INHAFTIERT

Fotografien und Berichte aus der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit

„Inhaftiert“ beschreibt das Leben hinter Gittern in einem ostdeutschen Gefängnis zur Zeit des „Kalten Krieges“. Die Berliner Fotograin Franziska Vu nähert sich dem Thema aus zwei Richtungen. Durch die Linse ihrer Kamera betrachtet, nimmt sie uns mit auf eine fotografische Führung durch das Gebäude. Wir erleben die Machtlosigkeit, die Angst und die Einsamkeit, die die Gefangenen empfunden haben, aber auch Hoffnungsschimmer. Interviews, die Franziska Vu mit ehemaligen Gefangenen führte, helfen uns dabei, die visuellen Eindrücke mit realen Lebensgeschichten zu verbinden, und verleihen den damals hinter dicken Mauern Totgeschwiegenen eine Stimme. Diese Verbindung von Fotokunst und wirklichen Erlebnissen, von künstlerischer Ausdrucksform mit politischer Auseinandersetzung, schafft eine eindrucksvolle Ausstellung, die uns zum Nachdenken über ein Kapitel der jüngsten deutschen Geschichte zwingt, das an Aktualität nichts eingebüßt hat.

Hinter jedem Bild verbergen sich Schicksale. Um die Interviews in diesem Buch zu verstehen, ist es wichtig sie in den politisch-historischen Kontext einzuordnen – in die Zeit des „Kalten Krieges“, in der Deutschland und Berlin durch die Mauer, die im August 1961 gebaut wurde, zweigeteilt war, in die Zeit, in der das diktatorische DDR-System unter Führung der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland) „Republikflucht“ auf das schärfste verfolgte. Bis zum Ende der Diktatur im Herbst 1989 standen die Bürger der DDR unter einer weitgehenden Kontrolle des Staates, was in umfangreichen Akten durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, auch genannt „Stasi“) dokumentiert wurde.

Auch heute ist das Thema „Stasi“ immer noch nicht aufgearbeitet. Ereignisse, die sich in der ehemaligen DDR abspielten, vor allem in den Untersuchungshaftanstalten wie z.B. in Berlin-Hohenschönhausen, sind noch nicht ausreichend dokumentiert worden.

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat eine besondere, historische Bedeutung, da diese Untersuchungshaftanstalt in erster Linie für „Staatsgegner“ ausgelegt war. Hier saßen kaum Straftäter im eigentlichen Sinne ein, sondern 5 „nur“ politisch Verfolgte. Selbst SED-Kritiker aus dem Westen wurden damals vom MfS verhaftet und nach Hohenschönhausen verschleppt. Dieser Ort ist wie kaum ein anderer in Deutschland mit der politischen Verfolgung in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR verknüpft.

1951 übernahm das MfS das Kellergefängnis von den Sowjets und ließ Ende der fünfziger Jahre von Häftlingen einen Neubau mit 200 Zellen und Verhörräumen errichten. Der riesige Gefängniskomplex befand sich in einem geheimen Sperrgebiet und war in keinem Stadtplan verzeichnet. Der größte Teil der Bevölkerung in Ost und West wusste nichts von dessen Existenz. Die Inhaftierten ließ man auch über den Ort ihrer Gefangennahme im Unklaren. Statt mit physischer Gewalt wurden die Häftlinge mit psychologischen Methoden zermürbt, streng isoliert und von der Außenwelt abgeschnitten. Um belastende Aussagen zu erwirken, wurden sie monatelang verhört. Mit finanziellen Mitteln gelang es der BRD, einige Inhaftierte freizukaufen. Erst nach dem Zusammenbruch der DDR wurde 1990 der letzte Häftling aus dem Gefängnis entlassen.

Besonderer Dank gilt den Zeitzeugen, die mit ihren Erzählungen das Projekt mitgestaltet und geholfen haben, die Taten der Stasi aufzudecken, obwohl es vielen ehemaligen Gefangenen schwer fällt, über ihre Ängste und traumatischen Erlebnisse zu berichten. Es ist unsere Plicht hinzuschauen und darüber zu berichten, was sich hinter verschlossenen Türen abgespielt hat!

 

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